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Rückblick – Ausblick: das Nationale Programm für Ernährung und Bewegung

Ausgabe Nr. 116
Apr. 2017
Ende der Nationalen Präventionsprogramme

Nationales Programm Ernährung und Bewegung 2008–2016. Lebensfreude hat viel mit Bewegung und Ernährung zu tun, denn: Wer sich ausgewogen ernährt und sich viel bewegt, legt den Grundstein für seine Gesundheit und fühlt sich dabei auch gut. Das Ende 2016 ausgelaufene Programm wollte die Bevölkerung in der Schweiz ermutigen, durch einen gesunden Lebensstil etwas für die eigene Gesundheit und Lebensfreude zu tun sowie die nötigen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Vieles wurde realisiert und viel Bewährtes wird in der neuen NCD-Strategie weitergeführt und ausgebaut.

Die Bedeutung einer gesunden Ernährung und ausreichender Bewegung ist den meisten Menschen bekannt. Und doch gibt es viele, die das zu wenig beherzigen. Die Gründe sind vielschichtig und komplex, aber wir alle können uns bewusst werden darüber, wie wir unserer Gesundheit möglichst lange Sorge tragen wollen, und entsprechend handeln. So liessen sich vermehrt nichtübertragbare Krankheiten verhindern. Diese Entwicklung kennt nicht nur die Schweiz. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat schon im Jahr 2004 eine «Globale Strategie für Ernährung, Bewegung und Gesundheit» und 2006 eine «Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas» verabschiedet. Die Schweiz hat diese Grundsatzpapiere mitgetragen und der Bundesrat hat am 18. Juni 2008 das BAG beauftragt, das Nationale Programm Ernährung und Bewegung in Koordination mit seinen Partnern zu erarbeiten und umzusetzen.

Partner des NPEB

Beteiligt am Programm waren neben dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), das die Programmleitung innehatte, auch das Bundesamt für Sport (BASPO), die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz (GF-CH) und die Schweiz. Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie 2014 mit seiner Gründung das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Neben BAG, BASPO, GF-CH und BLV haben andere Bundesämter wie auch die Industrie und NGOs Aktivitäten lanciert, die zur Erreichung der Ziele beitrugen. So etwa das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) mit innovativen Ansätzen zur Integration der Bewegungsförderung in die Raumplanung und das Bundesamt für Strassen (ASTRA) mit der Förderung des Langsamverkehrs durch sichere und attraktive Rad- und Fusswege.

Ziele und Aktivitäten

Die sektorenübergreifende Koordination und die Vermittlung von positiven Botschaften, wie «Essen geniessen» und «Wohlbefinden bei Bewegung», waren einige der Hauptanliegen des Programms. Damit sollte die Eigenverantwortung der Bevölkerung in der Schweiz gestärkt und freiwillige Massnahmen der Wirtschaft gefördert werden.

Eine Standortbestimmung kurz vor Ende der Programmlaufzeit hat dem Programm eine positive Note gegeben:

Programmmanagement (BAG/BLV/BASPO/GF-CH/ GDK): Die strategische Leitung des Programms traf sich regelmässig und diskutierte frühzeitig die Nachfolgestrategie (NCD-Strategie). Die Zuständigkeiten sind heute klar verteilt.

Setting Umwelt (BAG/BASPO): Die geförderten Projekte tragen dazu bei, dass der Bevölkerung dank der strukturellen Bewegungsförderung mehr Bewegungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, Bewegungshindernisse abgebaut und die Sicherheit im Langsamverkehr erhöht werden konnte. Konkret hat das BAG durch die Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität KOMO (früher Dienstleistungszentrum für innovative und nachhaltige Mobilität DZM) jährlich ein innovatives Langsamverkehrsprojekt unterstützt. Das BAG beteiligte sich an der Weiterentwicklung der KOMO und hat zusammen mit anderen Bundesämtern einen Leitfaden zum Thema Freiraumentwicklung erarbeitet. Dank den Modellvorhaben für Nachhaltige Raumentwicklung werden landesweit in den Agglomerationen bewegungsfreundliche Freiräume umgesetzt.

Setting Arbeitsplatz (BAG/GF-CH): Zu den erfolgreichen Aktivitäten im Bereich Bewegungsförderung am Arbeitsplatz zählt das mit der SUVA und GF-CH lancierte Pilotprojekt Nestmove bei Nestlé. Aus der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der SUVA, GF-CH und dem BAG ist weiter ein Angebot für Unternehmen zu körperlicher Aktivität, Ergonomie, Ernährung und Stress entstanden. Die Migros Vaud setzt dieses Angebot im Rahmen eines Pilotprojekts um.

Setting Medizin (BAG): Die «Prävention in der Gesundheitsversorgung» zu stärken, ist ein Ziel der neuen NCD-Strategie. Der Ansatz wird mit dem Pilotprojekt Girasole verfolgt. Einen Schlüsselfaktor nimmt darin die Bewegung ein.

Monitoring, Datenerhebungen (BAG/BLV/ BASPO/GF-CH): Mit dem Monitoringsystem Ernährung und Bewegung MOSEB (www.moseb.ch) wurde ein wichtiges strategisches Grundlageninstrument für Präventionsmassnahmen geschaffen, das mittels 58 Indikatoren über die Ernährungs- und Bewegungssituation der Schweizer Bevölkerung Aufschluss gibt.

Information, Politik (BAG/BLV/BASPO): Für die Information der Öffentlichkeit und der Fachwelt wurden zahlreiche Massnahmen ergriffen: eine Website, regelmässige Newsletter zu aktuellen Themen, pointierte Informationen etwa zum sitzenden Lebensstil (zusammen mit dem BASPO) sowie die Aktualisierung und Bekanntmachung der Bewegungsempfehlungen des Netzwerkes hepa.ch. Die Ernährungsplattform ERPLA wurde für den Austausch im Ernährungsbereich genutzt. Die Themen Ernährung und Bewegung in andere Sektoralpolitiken und auf internationaler Ebene einzubringen, wurde über Ämterkonsultationen, die Mitarbeit an diversen Strategien, Konzepten, multisektoralen Programmen und Gremien gefördert. International hat das BAG ein Expertentreffen der WHO zur Ausarbeitung der Bewegungsstrategie finanziert und mitorganisiert sowie aktiv an der Bewegungsstrategie mitgearbeitet. Das BLV hat den Vorsitz des European Salt Action Network (ESAN) der WHO Europa übernommen und koordiniert den internationalen Austausch und das Capacity-Building.

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft (BAG/BLV): Die Aktivitäten im Bereich Ernährung hat 2014 das BLV übernommen. Mit der Initiative actionsanté von BAG und BLV wird die Wirtschaft ermutigt, durch freiwilliges Engagement die Rahmenbedingungen im Bereich Ernährung und Bewegung so zu verändern, dass der Schweizer Bevölkerung die gesunde Wahl leichter fällt. Die Salzstrategie führte im Rahmen der Aktionsversprechen von actionsanté in vier Lebensmittelgruppen der Partner zur Herabsetzung des Salzgehalts um bis zu zehn Prozent. Eine Reduktion des Salzgehaltes im Brot wurde zusammen mit dem Bäckerverband gar ohne Aktionsversprechen realisiert. Im Rahmen der Deklaration von Mailand verpflichteten sich im August 2015 zehn Schweizer Unternehmen, ihre Rezepturen für Joghurts und Frühstückscerealien zu überarbeiten und in den kommenden vier Jahren die Zuckergehalte zu reduzieren.

Aktivitäten BASPO: Die Ziele bezogen auf die Anzahl der Teilnehmenden an Angeboten in den Bereichen des Kinder- und Jugendsports (J+S) und des Erwachsenensports (esa) wurden übertroffen. Die Rückmeldungen von Partnern und anderen Beobachtungen zeigen eine konstante bis steigende Nachfrage sportlicher Angebote bei Erwachsenen und tendenziell eine Zunahme sportlicher Aktivitäten.

Aktivitäten GF-CH und Kantone: Die Aktivitäten im Rahmen des NPEB beziehen sich auf die Kantonalen Aktionsprogramme (KAP) Ernährung und Bewegung. Es wurden insgesamt mehr Kinder und Jugendliche sowie Multiplikatoren erreicht. 20 Kantone, die rund 90 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz abdecken, engagierten sich mit gleichbleibenden finanziellen Mitteln. Die geplanten Massnahmen haben sich seit 2011 fast verdoppelt und sind zu einem Drittel umgesetzt.

Abschliessend ist festzustellen, dass sich zwischen 2002 und 2012 mehr Erwachsene ausreichend bewegt haben. Im Bereich Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein leichter Rückgang feststellbar.

Rückblick und Ausblick der Programmpartner

Die beteiligten Programmpartner zeigen sich zufrieden mit dem Erreichten. Mit MOSEB stehen heute allen Partnern wertvolle Grundlagendaten zur Verfügung. Gemeinsame Aktivitäten im Bereich Bewegungsförderung am Arbeitsplatz (BAG, GF-CH, SUVA) und actionsanté (BAG, BLV) wiederum haben Synergien geschaffen. Durch den regelmässigen Informationsaustausch zwischen den NPEB-Partnern konnten Doppelspurigkeiten frühzeitig erkannt werden und das Programm hat zur Schärfung der Rollen beigetragen. Das NPEB hat es erlaubt, dass sich das BAG im Setting Umwelt klar positionieren konnte und es hat neue Zugänge zum Thema Ernährung und Bewegung im Setting Medizin aufgezeigt.

Die NCD-Strategie nimmt ab 2017 die Anliegen des NPEB auf. Bereits heute erfolgreiche Aktivitäten wollen die Programmpartner weiterführen.

BAG-Highlights des Nationalen Programms Ernährung und Bewegung (NPEB)

Sechs Höhepunkte der vergangenen acht Jahre zeigen, wie umfassend das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit dem Nationalen Programm Ernährung und Bewegung (NPEB) Massnahmen für einen gesunden Lebensstil zur Vorbeugung nichtübertragbarer Krankheiten vorangetrieben hat.

Monitoring-System Ernährung und Bewegung (MOSEB)

Mit dem MOSEB haben das BAG und seine Partner eine umfangreiche Sammlung repräsentativer Daten zur Ernährungs- und Bewegungssituation in der Schweiz aufgebaut. Es bildet eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung von Präventionsmassnahmen. Per Ende 2016 ist das MOSEB beendet worden. Es dient nun als Basis für das neue Monitoring-System NCD, das die Umsetzung der Nationalen Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) begleitet.

Bewegungsstrategie der WHO Europa

2015 hat die WHO der Region Europa mit Unterstützung des BAG die Europäische Strategie Bewegung für Gesundheit entwickelt. Es ist die erste Bewegungsstrategie der WHO überhaupt. Ziel ist, die Inaktivität unter der europäischen Bevölkerung bis 2025 um 10 Prozent zu reduzieren. Dies soll unter anderem durch Bewegungsförderung bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren sowie am Arbeitsplatz, aber auch durch ein bewegungsfreundliches Umfeld (strukturelle Bewegungsförderung) erreicht werden. In der Schweiz werden viele der geforderten Massnahmen in den fünf vorrangigen Handlungsfeldern bereits umgesetzt.

Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung 2014–2018

Mit den Modellvorhaben unterstützt der Bund Projekte von Akteuren, die neue Ansätze für die Umsetzung einer nachhaltigen Raumentwicklung erproben. Angestrebt wird u.a. eine Verbesserung der Lebensqualität (inkl. Gesundheit) durch schweizweit bewegungsfördernde Freiräume in den Agglomerationen und eine Vernetzung der Naherholungsgebiete durch den Langsamverkehr. Am Programm beteiligt sind neben dem federführenden Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) und dem BAG sechs weitere Bundesämter. Es fokussiert auf die sektorenübergreifende Zusammenarbeit.

Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität (KOMO) 

KOMO ist die zentrale Anlaufstelle des Bundes zu Fragen der nachhaltigen Mobilität. Sie unterstützt innovative Mobilitätsprojekte. Zudem ermöglicht sie als Wissensplattform den Austausch unter Akteuren. Seit 2016 hat das Bundesamt für Energie (BFE) die Leitung von KOMO, welche die Funktion und Aufgabengebiete des Dienstleistungszentrums für innovative und nachhaltige Mobilität (DZM) übernommen hat. Getragen wird sie vom BAG und von fünf weiteren UVEK-Ämtern.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Der im Januar 2016 unterzeichnete Vertrag zwischen BAG, SUVA und Gesundheitsförderung Schweiz bekräftigt eine Zusammenarbeit, die bereits 2012 im Rahmen des NPEB begonnen hat. Kompetenzen und Ressourcen werden gebündelt, um den Unternehmen, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren möchten, eine einheitliche Methodik und einheitliche Werkzeuge anbieten zu können. Insbesondere werden Ansätze entwickelt, die die wichtigsten vier Bereiche – Bewegung, ausgewogene Ernährung, Ergonomie und psychische Gesundheit – gleichzeitig angehen.

Girasole

Seit Oktober 2016 rekrutiert der Kanton Tessin die ersten Patientinnen und Patienten im Rahmen des Pilotprojekts Girasole. Dieses Pilotprojekt, das vom BAG zwei Jahre lang unterstützt wird, soll die Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten bei erwachsenen Patientinnen und Patienten reduzieren, die ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin aufsuchen. Bewegung gilt dabei als Schlüsselfaktor. Im Mittelpunkt dieser Intervention steht die motivierende Gesprächsführung.

Kontakt

Gisèle Jungo,
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention,

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